Pressestimmen

VORBILDLICHE CARUSO-BIOGRAPHIE


Sängerbiographien sind derzeit en vogue; das meiste davon fällt allerdings in die Kategorie der harmlos-unterhaltenden Literatur. Von solchem geistigen Leichtgewicht ist Springers anspruchsvolle Caruso-Biographie glücklicherweise weit entfernt. Zwar verzichtet er nicht ganz auf die Einbeziehung von Anekdoten, gewichtiger aber erscheint, dass seine Arbeit durchwegs von Gewissenhaftigkeit und Exaktheit bestimmt ist. Der Lebensweg des Künstlers, sein Aufstieg zur weltbeherrschenden Größe der Gesangskunst wird unter Einbeziehung zahlreicher hierzulande kaum bekannter Dokumente dargestellt. Was das Buch außerdem wertvoll macht, sind die Kommentare zu sämtlichen Tonaufnahmen des Sängers - immerhin mehr als 200. Erwähnung verdient auch der Bildteil, in dem nebst vielen Rollen- und Privatbildern auch einige Proben von Carusos genialer Gabe als Zeichner von Karikaturen enthalten sind.

Der Name Caruso symbolisiert bis zum heutigen Tag die höchste Glorie der Gesangskunst, kein anderer Sänger vor und nach ihm hat eine ähnliche, fast ins Mythologische reichende Bedeutung erlangt. Ein solches Phänomen literarisch darzustellen, ist keine leichte Aufgabe, doch ist es dem Autor gelungen, dieses singuläre Künstlerleben mit allen seinen glanzvollen und tragischen Seiten vorbildlich zu beschreiben. Springer erkennt in Caruso den "Tenor der Moderne", dessen Wirken einen entscheidenden und bleibenden Wendepunkt im vokalen Interpretationsstil hervorgerufen hat.

Clemens Höslinger
Österreichische Musikzeitschrift 8-9/2003


ENRICO CARUSO

Analyse einer Legende - eine neue Caruso-Biographie


Giacomo Puccini meinte, er sei ihm direkt von Gott gesandt. Thomas Mann setzte ihm ein literarisches Denkmal in seinem Roman "Der Zauberberg".

Der Transportarbeiter Alfred Arnold Cocozza wurde aus Begeisterung für ihn selbst Sänger und kam unter dem Namen Mario Lanza zu Weltruhm. Die Rede ist vom vielleicht größten Tenor aller Zeiten, dessen unglaubliche Popularität alle Bevölkerungs- und Bildungsschichten erreicht hat, so daß sein Name zum Inbegriff des Tenors schlechthin wurde: Enrico Caruso, 1873 bis 1921.

An Literatur über Caruso herrscht kein Mangel, doch das Buch, das der Italienisch-Dolmetsch und Opernfan Christian Springer nun vorgelegt hat, ist ein wenig anders. Nicht nur wegen der unglaublichen Akribie, mit der der Autor den Lebens- und Karriereweg nachzeichnet, so daß der Mensch hinter den äußeren Ereignissen faßbar wird, sondern auch wegen des speziellen Ansatzpunkts, der Caruso als den "Tenor der Moderne" charakterisiert: Springer analysiert sämtliche 238 Tondokumente, die von Caruso erhalten sind. Dennoch ist seine Studie keine trockene Lektüre für Spezialisten. Dank des lebendigen, unverkrampften Stils, mit dem auch Exkurse ins reichlich komplizierte Privatleben des Stars gemeistert werden, wird dieser Band nicht nur allen Opernfreunden Freude machen, sondern auch allen Lesern, die sich für außergewöhnliche Menschen interessieren.

Monika Mertl
Wien Magazin Nr. 12, Dezember 2002