Zitate

Hier eine kleine Auswahl aus Hunderten von Verdi-Zitaten, die zum Teil noch nie in deutscher Sprache veröffentlicht wurden und in neuer Übersetzung im Text des Buches aufscheinen. Sie sind dort mit Erläuterungen und Anmerkungen versehen, die zum Detailverständnis auch bei jenen Lesern beitragen, die mit Verdi und seiner Zeit noch nicht näher vertraut sind.


Diese Impresari haben noch immer nicht begriffen, daß man die Opern, wenn man sie nicht ungestrichen, wie sie der Autor geschaffen hat, aufführen kann, besser gar nicht aufführt; sie wissen nicht, daß die Transposition eine Stückes oder einer Szene fast immer der Grund für den Mißerfolg einer Oper ist.

(Verdi an Vincenzo Luccardi, 1851)


Im Theater ist lang ein Synonym für langweilig, und Langeweile ist das schlimmste aller übel.

(Verdi an Antonio Somma, 1854)


Die Frauen wie die Männer sollen singen und nicht schreien: Sie sollen daran denken, daß vortragen nicht brüllen bedeutet! Wenn man in meiner Musik nicht viele Vokalisen findet, darf man sich deswegen nicht die Haare raufen und wie Besessene toben.

(Verdi an den Bariton Leone Giraldoni, 1857)


Für meinen Teil erkläre ich, daß niemals, niemals, niemals irgendjemand fähig war und es verstanden hat, alle von mir gewollten Wirkungen herauszuarbeiten... NIEMAND!! niemals, niemals... weder Sänger, noch Dirigenten!!...

(Verdi an Giulio Ricordi, 1875)


Wir brauchen keine Dirigenten und Sänger, die neue Wirkungen entdecken; aber jetzt ist es Mode geworden, auch die Dirigenten zu vergöttern. Einst mußte man die Tyrannei der Primadonnen ertragen; jetzt muß man auch noch die Tyrannei der Dirigenten ertragen!

(Verdi an Giulio Ricordi, 1875)


Über Sänger hat Verdi seine eigenen Ansichten. "An Stimmen fehlt es gewiß nicht in Deutschland", sagt er, "sie sind beinahe klangvoller als die italienischen, die Sänger aber betrachten den Gesang als eine Gymnastik, befassen sich wenig mit der Ausbildung der Stimme und trachten nur in der kürzesten Zeit ein großes Repertoire zu erhalten. Sie geben sich keine Mühe, eine schöne Schattirung in den Gesang zu bringen, ihr ganzes Bestreben ist dahin gerichtet, diese oder jene Note mit großer Kraft hervorzustoßen. Daher ist ihr Gesang kein poetischer Audruck der Seele, sondern ein physischer Kampf ihres Körpers."

(Interview in "Signale für die Musikalische Welt", 1875)


Das Repertoiretheater wäre eine ausgezeichnete Sache, aber ich halte es nicht für realisierbar. Die Beispiele der [Pariser] Opéra und Deutschlands haben für mich sehr wenig Wert, weil die Aufführungen in all diesen Theatern beklagenswert sind. In der Opéra ist die mise en scène hervorragend, an sorgfältiger Ausstattung und gutem Geschmack ist sie allen Theatern überlegen, aber der musikalische Teil ist miserabel. Immer höchst mittelmäßige Sänger (seit ein paar Jahren mit Ausnahme von Faure), Orchester und Chor lustlos und ohne Disziplin. Ich habe in dem Opernhaus Hunderte von Vorstellungen gehört, kein einziges Mal eine musikalisch gute. Aber in einer Stadt mit 3.000.000 Einwohnern finden sich immer zweitausend Personen, die den Zuschauerraum auch bei einer schlechten Vorstellung füllen.

In Deutschland sind die Orchester und Chöre aufmerksamer und gewissenhafter; sie spielen genau und gut; dennoch habe ich in Berlin klägliche Vorstellungen gesehen. Das Orchester ist grob und klingt grob. Der Chor nicht gut, die mise en scène ohne Charakter und ohne Geschmack. Die Sänger... oh, die Sänger schlecht, absolut schlecht. Ich habe dieses Jahr in Wien die Meslinger (ich weiß nicht, ob ich den Namen richtig schreibe) gehört, die als die Malibran Deutschlands gilt. Gott im Himmel! Eine jämmerliche und ausgesungene Stimme; geschmackloser und unziemlicher Gesang, annehmbares Spiel. Unsere drei oder vier Primadonnen von Ruf sind ihr, was Stimme und Gesangsstil anbelangt, unendlich überlegen und spielen mindestens ebenso gut.

In Wien (das ist heute das erste Theater Deutschlands) liegen die Dinge besser, was Chor und Orchester (beides hervorragend) anbelangt. Ich habe mehrere Vorstellungen gehört und die Leistungen von Chor und Orchester sehr gut gefunden, die mise en scène aber mittelmäßig, und Sänger, die unter dem Mittelmaß waren; die Vorstellungen kosten aber gewöhnlich wenig; das Publikum (man läßt es während der Vorstellung im Dunkeln sitzen) schläft und langweilt sich, applaudiert am Ende jedes Aktes ein bißchen und geht nach Schluß der Vorstellung nach Hause, ohne Unbehagen und ohne Begeisterung. Und das mag für diese nordischen Naturen ausreichen; aber bringe mal eine ähnliche Vorstellung in eins von unseren Opernhäusern, und Du wirst sehen, was Dir das Publikum für Symphonien komponiert!

(Verdi an Opprandino Arrivabene, 1876)